Presse: Gladbeck Forum

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Barbara Seppi

GLADBECK. Die drei jungen Musiker spielten Stücke zwischen Endzeitstimmung und Aufbruch. Auf dem Programm: Werke von Bruch, von Zemlinsky und Brahms.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, der künstlerische Leiter des „Forums Deutscher Musikhochschulen“, Heinrich Menning, begrüßte das Publikum am Dienstagabend in der Mathias-Jakobs-Stadthalle mit einer Gedichtzeile, ja mit dem gesamten Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse zum Konzert mit dem „Trio Agora“. Wohl gewählt, denn jedem Neuanfang muss ein Abschluss vorausgehen, und auf dem Programm stand „1891-1910 – das Ende einer Epoche“.

„Wir haben uns sehr intensiv mit dieser Zeit auseinandergesetzt“, sagte Cellistin Natania Hoffman. Wir, das hieß das „Trio Agora“, Studierende im Studiengang Kammermusik bei Professor Eberhard Feltz an der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin. Das Wort „Zauber“ passte an diesem Abend so sehr wie selten. Zilvinas Brazauskas (Klarinette), Robertas Lozinskis (Klavier) und eben Hoffman am Violoncello ließen magische Momente erblühen.

Vier von Max Bruchs „Acht Stücke“ von 1910 machten den Anfang, das Trio rollte die Zeit rückwärts ab. Warme weiche Töne, gefüllt von Melancholie ergriffen den Raum der Gladbecker Stadthalle. „Andere haben schon experimentiert, Bruch blieb in der Romantik“, so Brazauskas. Es ist eine schwermütige Romantik, wie eine Erinnerung an etwas Zerbrochenes. Die exzellente Abstimmung des Trios war offensichtlich, Brazauskas und Lozinskis kennen sich seit ihrer Kindheit im litauischen Kaunas, die Italo-Kanadierin Hoffman ist eine hundertprozentige Seelenverwandte.

Technische Perfektion ist bei allen dreien gepaart mit starkem Ausdruck, wie die drei Sätze des „Trio Opus 3“ von Alexander von Zemlinsky noch stärker verdeutlichten. Eine große Intensität gleich zu Beginn, leidenscha!liche Dichte. Die drei Instrumente bekommen bei Alexander von Zemlinsky starke, eigenständige Solo-Passagen. Gegen Ende des „Allegro ma non troppo“ schien ein jeder in einer expressiven Verzweiflung zu versinken, ein ekstatisches Ende riss das Publikum fast zu einem spontanen Applaus hin. Die Klatscher wurden aber von Klassikkennern im Keim erstickt.

Die drei jungen Musiker kamen mit den Konzertgästen ins Gespräch

Das „Trio Agora“ hätte es wohl nicht bös genommen, die drei jungen Musiker waren äußerst freundlich und eloquent. In der Pause und nach dem Konzert stellten sie sich den Besuchern zum Gespräch, informierten auf Augenhöhe. Es gab hilfreiche Tipps von der Cellistin an Hobby-Musiker. In der zweiten Konzerthäl!e bot das „Trio Agora“ einen hinreißenden Johannes Brahms, der Komponist, den Bruch und von Zemlinsky als Vorbild nannten. Das Trio a-moll von 1891, der Anfang vom Ende der Epoche und selbst eines der letzten eines gesamten Lebenswerkes – großartige Choreographie des Programms. Viel Applaus der rund 150 Zuhörer und eine Zugabe aus der litauischen Heimat von Klarinette und Klavier setzen den Schlusspunkt des Abends.

Natania Hoffman